Dieser kleine Aufsatz versucht Antworten darauf zu geben, was Linedance ausmacht und wie es zu dem wurde, was es heute ist. Andere Auffassungen sind natürlich möglich - das hier sind nur ein paar Gedanken und Auffassungen.© David Powell, January, 2003
übersetzt von Georg Kiesewetter, 2007
(Hinweis: Im folgenden benutze ich 'Linedance'
als Bezeichnung für die Art zu tanzen, um die es auf dieser Website geht. Der
Ausdruck 'Line Dance' wird für jede Art zu tanzen benutzt, bei
denen die Tänzer in einer Linie nebeneinander tehen, das gilt zwar auch aber
nicht ausschließlich für Line Dance. Diese Unterscheidung dient ausschließlich
der Vermeidung möglicher Missverständnisse - mir ist durchaus klar, dass beide
Begriffe in der Linedance Szene für das gleiche verwendet werden.)
Linedance ist eine choreographierte Form des Gesellschaftstanzes, zusammengesetzt aus einer sich wiederholenden Abfolge von Schritten, die gemeinsam von einer Gruppe von Tänzern ausgeführt wird, die in einer oder mehreren Linien nebeneinander stehen.Kenner unterscheiden Gesellschafts- und Bühnentanz. Das Wort 'Bühnentanz' beschreibt ganz gut, worum es geht - eine oder mehrere Personen tanzen vor einem Publikum. Gesellschaftstanz auf der anderen Seite, ist, um ein Sprichwort zu bemühen, tanzen "vom Volk, für das Volk". Heute, wo Linedance eine etablierte Tanzform geworden ist, gibt es viele Vertreter, die in einer Art und Weise tanzen, die man nur noch als Bühnentanz bezeichnen kann. Ein typisches Beispiel dafür ist die Tanztruppe "Hotfoot", eine Gruppe junger Linedancer, die mit einer mehrstündigen Tanzshow quer durch Australien tingeln, die zumindest ursprünglich, Linedance ist. Und es gibt keineswegs nur eine solcher Gruppen, ob in Australien oder anderswo. Auch Line Dance Turniersport ist unbestreitbar eher Bühnen- als Gesellschaftstanz - erstens weil nur wenige Tänzer vor den Zuschauern stehen (manchmal ist es sogar nur ein einziger Solo-Tänzer) und zweitens ist der Schwierigkeitsgrad oft sehr hoch. Die Betonung auf "Gesellschaftstanz" ist, dessen ungeachtet, dennoch wichtig, weil es Formen des Bühnentanzes gibt, die zwar in Linien nebeneinander getanzt werden, die man aber trotzdem nicht dem Linedance zurechnet. Klassisches Ballett ist ein gutes Beispiel dafür. Dass man grundsätzlich das Ballett dem Linedance zurechnen könnte zeigt, wie wichtig der Definitionsanteil "Gesellschaftstanz" ist. Obwohl Linedance manchmal fälschlich auch als "Country Dance" bezeichnet wurde, ist 'Country Dance' tatsächlich der Name einer Volkstanzart, die im mittelalterlichen England entstand..
Die Betonung, dass Linedance choreographiert ist, dient der Abgrenzung von anderen Gesellschaftstänzen, die manchmal auch mit sich wiederholenden Schritten oder mit einer Aufstellung in Linien aufwarten. Viele Arten des Volkstanzes, z.B., werden nebeneinander getanzt. Dies reicht von Indianertänzen bis zum Hula Hula Polynesiens und Europa (z.B.: der Eenglische Morris Dance). Volkstänze werden jedoch im Prinzip nicht von einem Choreographen niedergeschrieben, sondern die Schritte haben sich über Jahrzehnte entwickelt. Obwohl Linedance augenscheinlich vom Volkstanz abstammt, gilt Linedance nicht als Volkstanzform, schon weil Linedance zu jung dafür ist.
Sieht man von Tags, Phrasing und Restarts ab (und viele würden gerne ganz davon absehen), heißt Linedance die fortdauernde Wiederholung einer Zahl von Schritten während der gesamten Dauer des Musikstückes. Diese Anzahl von Schritten, die oft auch als "Wall" bezeichnet wird, erstreckt sich in der Regel über 32, 48 oder 64 Schläge der Musik. Jede Wiederholung dieser Sequenz ist mit der vorherigen identisch ( vom persönlichen Stil abgesehen). Diese Wiederholung von gleichen Sequenzen unterscheidet den Linedance von vielen anderen Tanzarten, die in einer Reihe getanzt werden. Beim Videoclipdancing kommt es nicht zu Wiederholungen identischer Sequenzen, ebenso verhält es sich mit klassischem Ballett und Volkstanz. Jeder dieser Tanzstile mag einzelne sich wiederholende Sequenzen enthalten, aber es werden nicht die Tänze an sich fortlaufend wiederholt.
Der letzte Teil erklärt sich fast von selbst - Linedance wird synchron von einer Gruppe Tänzer in einer oder mehreren "Lines" ausgeübt. Obwohl dies auch in anderen Tanzformen vorkommt, ist das der Unterschied zu anderen Formen modernen Gesellschaftstanzes, die oft sogar zur selben Musik und manchmal auch mit den gleichen Schritten wie Linedance getanzt werden. Disco, Rap, Dance Club, Rock 'n Roll etc. sind alles Solo- oder Paartänze. Jeder Tänzer tanzt für sich (oder als Paar mit seinem Partner) unabhängig von allen anderen auf der Tanzfläche. Wenn man da denselben Schritt macht oder in die gleiche Richtung schaut, ist das nicht die Systematik dieser Tänze, sondern reiner Zufall.
Insgesamt ist diese Definition zwar nicht "wasserdicht" - keine Definition wäre
das -
aber sie deckt die wesentlichen Grundsätze ab und macht Linedance unterscheidbar
von jeder anderen Form zu tanzen. Einige Line Dance Turniererscheinungen
passen zwar nicht zu meiner Definition, m.E. ist das aber kein Fehler meiner
Definition sondern bedeutet eher, dass diese Turnierformen eigentlich schon kein
Linedance mehr sind. So kann, schon von hause aus, ein Einzelner keine Linie
bilden. Auch die vielen verschiedenen Tags, Restarts und die mehrteiligen Tänze
erfüllen nicht vollständig die "Wiederholungsregel" , enthalten aber immerhin
sich wiederholende Abschnitte.
Nur die Klärung des Begriffs "Ursprung" kann uns helfen die Antwort auf diese Frage zu finden - oder zumindest eine Antwort zu geben. Man kann die Geschichte des "Linedance" in vier Phasen einteilen: Die Wurzeln, die Entstehung, die Geburt und die Entwicklung. Es gibt natürlich einen beachtlichen Grad an Überschneidungen zwischen diesen Phasen, jedoch sind sie zumindest hilfreich bei der Suche nach den Ursprüngen des Linedance. Diese ist im übrigen auch deshalb so kompliziert, weil dem Linedance einem Großteil seiner Geschichte hindurch, eine Art countrylastiger Beigeschmack anhaftet. Tatsächlich aber stammt diese "Countrynote", wenngleich Linedance wirklich und offenkundig von verschiedenen Einflüssen aus dem Bereich des Country- and Westerntanzes und anderen traditionellen amerikanischen Tanzstilen geprägt ist, erst aus der Zeit nach seiner Geburt. Mit Wurzeln meine ich nun die verschiedenartigsten Arten von Tanz, die dem Linedance sehr weit vorangehen. Als Ursprung bezeichne ich das Zusammenfinden diese Wurzeln. Die Geburt war dann die erste, als solches erkennbare Form des Linedance; und die Entwicklung beschreibt schließlich die sich stetig verändernde Natur des Linedance angefangen mit seiner Geburt bis hin zum heutigen Tag.
Die entferntesten Wurzeln des Linedance sind im Europäischen Volkstanz zu finden. Den Volkstanz habe ich ja bereits oben erwähnt, hier eine kurze Beschreibung:
"Als volkstümliche Tanzform, entstammt Volkstanz der Überlieferung und wird von den Bewohnern einer bestimmten Volksgruppe getanzt. Obwohl nicht einfach zu beschreiben, passt der Ausdruck am besten auf Tänze, die die ländliche Bevölkerung meist zu weltlichen, seltener zu religiösen Anlässen tanzte. Der 'Kolo' des Balkans, der englische 'Morris Dance' und der Nordamerikanische 'Square Dance' sind dafür genauso Beispiele, wie Maibaumtänze und die verschiedenen Arten des Schwertertanzes. Volkstänze sind üblicherweise Gruppentänze, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden ... Verschiedene Kriterien wurden herangezogen, um Volkstanz von anderen Tanzarten zu unterscheiden: Zum Beispiel, dasas die Tänzer einer gewissen gemeinsamen Einkommensgruppe zugehörten oder dass gemeinsamer Wohnort sie verbänden; die Schritte sind einfach und wiederholen sich, so dass jedes Mitglied der Gemeinschaft mittanzen kann; die Tänze brauchen kein Publikum; und sie lassen sich über viele Generationen zurück verfolgen. Allerdings lassen sich Tänze finden die den Kriterien nicht entsprechen, die aber eindeutig zu den Volkstänzen gehören, und es gibt genug andere Tänze, die keine Volkstänze sind, diese Kriterien aber dennoch erfüllen." Microsoft Encarta, © 1994 in der Übersetzung von G.Kiesewetter, 2007.Man kann festhalten, dass sich die bekanntesten westlichen Tänze sicher aus Volkstänzen entwickelt haben. TDer Walzer zum Beispiel ist aus dem österreichischen 'Landler' entwickelt worden.. Volkstanz gibt es aber nicht nur in Europa - es gibt ihn weltweit, wenn auch die Volkstänze anderer Kulturen oft "Stammestänze" genannt werden, ohne Zweifel ein Überrest westlichen Kolonialismus. Volkstanz, wie Linedance sind eher dem Gesellschafts-, als dem Bühnentanz zuzurechnen - das heißt man tanzt sie vor allem zum eigenen, weniger zum Vergnügen anderer. Viele Volkstänze weisen ein sich wiederholendes Schrittmuster auf, dies ist aber beileibe nicht die Regel..
Nach dem Schrittmuster unterscheidet man bei Volkstänzen in Kreis- und Reihentänze . Kreistänze sind am häufigsten und man tanzt sie natürlich durch Bewegen im Kreise herum. Ähnlich häufig sind Reihentänze, wo die Tänzer Linien bilden. Diese Linien können gerade sein oder Spiralen bilden und die Tänzer können hinter- oder nebeneinander stehen. Eine viel seltenere Volkstanzform sind die Tänze in "Längsrichtung", wo sich die Tänzer in mehreren Linien aufstellen. Dies ist der Fall bei den (mittelaterlichen [Anm. d. Übersetzers]) "Country Dances" der Briten und den Volkstänzen der Polynesier.
Linedance kam in den USA auf, deshalb sind es wohl die Volkstänze derjenigen die dorthin einwanderten (oder deren unmittelbare Nachfahren) die man als die Wurzeln des Linedance betrachten kann. Obwohl die Tänze der Polynesier eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit modernem Linedance aufweisen, ist es doch eher unwahrscheinlich, dass es eine direkte Verbindung gibt. Die Ähnlichkeit ist wohl bloßer Zufall. Beide Formen haben sich gleichartig aber unabhängig voneinander entwickelt..
Obwohl eine Verbindung völlig unbewiesen ist, soll darauf hingewiesen werden,
dass auch die Indianer Tänze hatten, wo die Tänzer in Linien aufgestellt waren,
wenn auch die meisten ihrer Tänze Kreistänze waren. Zwar ist es wohl unmöglich
einen Beweis dafür oder dagegen zu finden, doch ist es möglich, dass einige
dieser indianischen "Line Dances" auch zur Entstehung des heutigen Linedance
beigetragen haben.
Eine andere Gegend der USA in dem sich ein Vorbote des Linedance zeigte, war Neuengland, wo in den frühen 1800er Jahren die Contra Dances erschienen. Contra Dances können direkt zu den europäischen Volkstänzen zurückverfolgen.. Im Contra Dance stehen sich Männer und Frauen in je einer Linie gegenüber. Contra Dance hat bis heute überlebt und war zum Beispiel in "Grease" mit John Travolta zu sehen. Der traditionelle europäische Contra Dance seinerseits stammt vom englischen Contra Dancing ab, einer alten Form des englischen Volkstanzes. Englischer Country Dancing geht zurück auf das Jahr 1650 wo ein Buch mit Tanzanleitungen publiziert wurde und am Hofe Königin Elisabeth I: beliebt wurde. In Frankreich kannte man diese Tänze 'Contre' und und in Italien 'Contra'.
In
den 1960ern erschienen mehrere Tänze, die, mit ein wenig Vorstellungsvermögen
Linedances genannt werden könnten. Mitte der
1960er haben die Leute den "Hully Gully" getanzt - er enthielt
wiederkehrende Schritte und wurde in Linien getanzt. Ebenso wie die Disco
Linedances der 1970er war er jedoch nicht speziell choreographiert, sondern die
Schritte hatten sich auf den Tanzflächen irgendwie "entwickelt". Ein anderer
solcher Tanz war der 'Bunny Hop' der in den 60ern aufkam. Und natürlich
wird die Unterscheidung zwischen Linedance und Contra Dance (sein
augenscheinlichster Pate) irgendwie undurchsichtig.
Viele haben diese Tänze als Modetorheiten abgetan, die sich nicht über die
Zeiten retten konnten, damit muss man aber sehr vorsichtig sein - auch die
meisten Linedances gibt es erst seit sehr kurzer Zeit. 'The Stroll',
beliebt von den 40ern bis in die 60er, (und den man auch in 'Grease' sehen kann)
kann man vielleicht als erste Übergangsform zwischen Contra Dance und Linedance
ansehen. Er enthält jedenfalls eindeutig Elemente von beiden. Zufällig gibt es
auch den "Hully Gully" heute noch und er wird sogar als Linedance
gelehrt. Es gibt ein Stepsheet, auch wenn es sehr lange Zeit nachdem
niedergeschrieben wurde, als der Tanz zuerst getanzt wurde. Wen es interessiert,
der Tanz beginnt mit dem rechten Fuß, besteht aus einem Grapevine mit einem
Kick, einem Grapevine nach links mit Kick, Schritt vorwärts und Pause, Schritt
vorwärts und Pause, 3 Schritte vorwärts mit 1/4 Drehung und Kick, 3 Schritte
rückwärts und Hold. Der 4-Wall Tanz hat 20 Counts. Ob es sich um die
Originalschritte handelt kann ich allerdings nicht sicher sagen.
Die Unterscheidung zwischen Linedance und Contra Dance wird weiter getrübt, dadurch dass die Linedance Szene durchaus auch Partnertänze kennt. Während der durchschnittliche, nichtamerikanische Linedancer vermutlich nie einem "Partner-Linedance" begegnet, ist das in den USA eine ganz andere Sache, wo "Partner-Linedances" sehr wohl zur Szene gehören.. Ich setze "Partner Linedance" in Anführungszeichen, weil sie zwar nach enger Definition keine Linedances sind, in der Lindeanceszene aber getanzt werden. Viele davon werden nichtmal in Linien getanzt, so dass sie wirklich anderen Tanzformen zugerechnet werden sollten. Das klassische Beispiel für einen kreisförmigen "Partner Linedance" ist der "Barn Dance", ursprünglich "Old Country French Dance" genannt, der vermutlich von einem älteren Volkstanz über die Square Dance Szene abgeleitet wurde. In Australien hat dieselbe Form der Evolution den "Bush Dancing", eine Synthese von Irischem, Englischem and Schottischem Volkstanz der durchwegs zu altmodischer Australischer Country Music getanzt wird - die sich unabhängig von der der USA entwickelte aber aus denselben Wurzeln - beide haben einen gewissen Irischen Charakter.
Auf den Diskotanzflächen der 70er wurde die Tanzform, die wir heute Linedance nennen höchstwahrscheinlich geboren. Allerdings dauerte es länger, nämlich bis in die 1980er, bis die Bezeichnung 'Linedance' üblich wurde. Diese frühen 'Linedances' der 1970er beinhalten Tänze wie den "Bus Stop" und den "Nut Bush". Wie die Linedance-Contra Mischungen der 1960er, wurden dies Tänze nicht choreographiert, sondern entwickelten sich in der Disko so wie sich alle Disko Club Tänze halt herausbilden. Ähnliche "zufällige" Linedances folgten - zuletzt 2002 als in Europa der "The Ketchup Song" der spanischen Gruppe Las Ketchup aufkam. Man darf diesen Tanz aber nicht mit den vielen wirklichen Linedances verwechseln, die zum gleichen Lied geschrieben wurden.
Diese frühen Disko Linedances waren Linedances in
jeder Hinsicht, wie wir sie auch heute kennen, mit Ausnahme der Tatsache, dass
sie nicht absichtsvoll choreographiert wurden, sondern dass sie auf der
Tanzfläche von den Tänzern erarbeitet wurden. Widerspruchsfrei könnte man ihr
Erscheinen als die Geburtstunde des Linedance bezeichnen, obwohl es wohl
richtiger wäre, sie als die letzten Wehen unmittelbar vor der Geburt des
Linedance zu bezeichnen.
Ebenfalls 1980 choreographierte Jimmie Ruth White in Texas zwei Linedances, "The Travelling Four Corners" und den "J.R. Hustle". Während sie in ihrer Originalform Square Dances waren, wurden sie rasch zu Linedances gemacht. Sie wurden also aus der Country & Western Tanz Szene heraus entwickelt und auffällig genug, auch zu Country Music getanzt. Diese Übernahme von Tänzen anderer Tanzformen als Linedances wurde eine erwiesene Quele für viele der frühen Linedances. Viele Volkstänze wurden an Country Music angepasst und bekamen neue Namen, so wie der "Charleston Cowboy", der "Alley Cat" und der "Wild, Wild, West" (Barn Dance). Diese Adaption wurde im besonderen gefördert durch das Erscheinen des Kinofilms "Urban Cowboy" in den frühen 1980ern mit John Travolta der auch den "Cotton-Eyed Joe", den "Two Step" und einige andere Linedances inspirierte.
1981 brachten die Oakridge Boys "Elvira" heraus. 1985 war der Tanz gleichen Namens und seine zahlreichen Abkömmlinge (Electric Slide, The Freeze, etc.) verbreitet. Unbekannt ist nur, wann der Tanz choreographiert wurde - das früheste Stepsheet stammt von 1985, aber der Tanz geht möglicherweise auf 1981 oder 1982 zurück. Das 1985er Stepsheet würde Linedancern von heute befremdlich vorkommen - statt einer Schrittbeschreibung waren sie als Diagramme gezeichnet..
In diesen frühen Jahren war Linedance in keiner Weise eng mit Country Music verbunden. Einige wurden zwar zu Country Music getanzt, die meisten aber zu der Musik der Zeit: zu Pop und Rock 'n Roll. Einige der bekanntesten Tänze dieser Zeit waren "Copperhead Road", zu dem gleichnamigen Rock Song von Steve Earle, "Cruisin" zum Pop Song "Still Cruisin" von den Beach Boys und "Mustang Sally" zu dem R&B Track gleichen Namens der Commitments.
Natürlich waren nicht alle Tänze der 1980er Non-Country Tänze. Es gab schon auch einige Tänze zu Country Music, wie z.B. Bill Bader's "Bootscoot Boogie" (1990).
Vielleicht sollte das letzte Wort zum Thema Geburt des Linedance dem meistbekannten Mitglied der Linedance Gemeinschaft überlassen bleiben, Bill Bader:
"Linedance Geschichte ist wie Menschheitsgeschichte - Es gibt die Vorgeschichte und dann folgt die geschriebene Geschichte. Linedances wahre Geschichte beginnt mit den ersten niedergeschriebenen Tänzen. Und das ist, wie allgemein bekannt, in den 1970ern es sei denn jemand legt ältere Belege vor. Und das ist immer die Aufgaber der Geschichtsschreibung ... abgesehen davon Mythos von Wahrheit zu trennen."
Linedance war nicht nur 'in', sondern wurde, dank der Verbindung zu Billy Ray
Cyrus' Song, mit Country Music geradezu gleichgesetzt.
In den frühen 1990ern wurde Linedance zu Country Music getanzt, fast alles an
Linedance war 'Country'. Kennt man diese Brücke zwischen Linedance und Country
Music überrascht es nicht, dass Linedance via Country Musik Szene über die ganze
Welt verteilt wurde. Wo immer man in Europa oder Australien Country Musik Fans
fand, sah man die meisten auch Linedance tanzen.
Kurz darauf gab es eine Sintflut von Linedances, die zu Country Music geschrieben worden waren - damit wurde das Interesse all der Country Musik Fans befriedigt, die Linedance im Gefolge von "Achy Breaky Heart". "Bar Room Romeo" (1992/1993), "Waltz Across Texas" (1992), "Thunderbolt" (1992), "Hot Tamales" (1993), "Chattahoochee" (1993), "God Blessed Texas" (1993) und vielen, vielen anderen probieren wollten. Linedance in Australien bekam den Boom 1992/1993als eine ganze Anzahl bekannter Linedance Persönlichkeiten dort zu lehren und zu choreographieren anfingen. Soweit ich weiß, war Gordon Elliott 1991 der erste. Innerhalb zweier Jahre gesellten sich Tracie Lee, Terry Hogan, Simon Ward, Greg North, Julie Talbot, Lance Pritchard und andere hinzu. Einige der frühesten Aussie Linedances waren "The Outback" (1993), "Girl's Night Out" (1994), "Third Rock" (1994), "Bow Legged Boogaloo", "Check Please" und "Ghost Rider".
Angesichts der facettenreichen Entwicklung des Linedance bis in die Mitte der 90er Jahre, überrascht es nicht, dass Linedance sich zunehmend auch wieder anderen Musikrichtungen zuwandte. Dies auch schon weil Linedance den Markt der Country Musik Anhänger schon erschöpft hatte und mit dem Niedergang des "Achy Breaky Heart" Hypes neue Märkte gefunden werden mussten. Dazu kam, dass das Können der Linedance Choreographen zunahm und damit die Experimentierfreude wuchs, sich auch in anderen Musikrichtungen zu versuchen, statt ewig bei den gerade aktuellen Country Songs zu bleiben. Aus welchem Grund auch immer, letztlich wurden immer mehr Linedances zu Non-Country Music geschrieben. Dieser Trend weg von der Country Music hat die Puristen reichlich Stöhnen und Murren lassen, die offenbar vergaßen (oder es nie wussten) das Linedance nur in den frühen 90ern dem 'Country' zuzurechnen war. In den 80ern war es nämlich viel wahrscheinlicher, dass ein Linedance zu einem Pop als zu einem Country Song getanzt wurde.
Der Wechsel zu Non-Country Music war ziemlich allgemein, trotzdem gibt es Unterschiede von Region zu Region. In einigen Weltgegenden erwies sich Linedance als bemerkenswert immun gegen Non-Country Music. Anderswo jedoch, besonders im Vereinigten Königreich, hat sich 'Country' dafür schon fast völklig vom Linedance getrennt. Im England unserer Tage werden mindestens 95% der Tänze zu Non-Country Musik getanzt und die traditionelle Country Linedance Kleidung sieht man so selten wie ein Sechser im Lotto (im Durchschnitt jedenfalls. Es gibt Lokale, die spielen durchaus auch Country, andere dafür überhaupt nie). Andere Gegenden, swie Australien, haben eine gewisse Balance bewahrt mit einer Mischung aus Country und Non-Country Songs. Man kann sogar sagen, dass zumindest hier in Australien die Tänze, die sich am längsten halten diejenigen ind, die zu Country Music getanzt werden..
Ein letztes Wort zum Thema 'Pop oder Country'. Es stimmt, manche die in den 90ern zum Linedance kamen, taten das wegen der Verbindung zur Country Music. IDiese Leute waren meist Country Music Fans (und sind es meist heute noch). Niemand kann wirklich bestreiten, das viele aus dieser 'Country Fraktion' nicht glücklich damit sind, dass Linedance zur Pop Musik zurückkehrt und viele von ihnen haben mit den Füßen abgestimmt - sie haben aufgehört. Auf der anderen Seite sind seit Ende der 90er sehr viele Neue dazugekommen, die keine Country Musik Fans sind und die auch nicht zu dieser Musik tanzen wollen. Es ist, da bin ich sicher, der Einfluss dieser Non-Country Fans die Linedance von Country wegbewegt haben. Diese Bewegung weg von Country Music ist nicht einer finsteren Verschwörung geschuldet, sondern spiegelt einfach den geänderten Geschmack der Mehrheit der Tänzer. wenn die Mehrheit der Tänzer einen Tanz zu einem bestimmten Lied nicht wollen würde, er könnte sich niemals durchsetzen. Ich höre, dass Country Songs in England üblicherweise die Tanzfläche leerfegen und dem DJ Beschwerden einbringen - wenn sie denn überhaupt gespielt werden (in dem meisten Lokalen - es gibt Ausnahmen). Die Leute wollen Pop also kriegen sie es. Das sind zwar keine guten Nachrichten für die Country Fraktion, aber wie man sagt, man kann es halt nie allen Recht machen. Ich sollte vielleicht hinzufügen, dass ich Country Music Fan bin und Tänze zu Country Songs schon deshalb vorziehe, weil mir die Muusik gefällt. Aber - ich tanze Linedance, weil ich Spaß am Tanzen habe, nicht der Musik wegen! Dasselbe gilt für die Person, die mich Mitte der 90er zum Linedance gebracht hat.
Nach allem was bislang gesagt wurde, Linedance war und bleibt am beliebtesten in den USA - er kam von dort - und in den USA ist Country Music der Mainstream, nicht Pop oderRock. Ich spreche hier allerdings nicht von den Plattenverkaufszahlen sondern auch von dem, was die Leute halt so hören. Fährt man durch die USA sind die meisten Radiosender Country Music Sender.Bedenkt man wie populär diese Musik in den Staaten ist und das Linedance dort beliebter ist als irgendwo anders, sehe ich in derr nahen Zukunft keinen Wechsel des Linedance Erscheinungsbildes (heißt: Non-Country Stil) und ich glaube auch nicht, dass das so erstrebenswert wäre, wie die Befürworter denken. In anderen Ländern, wie z.B. in England, wo es nur eine Handvoll Country Music Fans gibt, und wo Linedance fast ausschließlich Non-Country ist, sieht die Sache anders aus. Aber in absoluten Zahlen gibt es halt in USA weit mehr Linedancer als in England.
Während viele denken Linedance sei gleichbedeutend mit Country Music und sogar viele aus der Szene glauben, dass das früher mal so war, zeigt die Geschichte des Linedance ganz klar, dass das nur für einen Zeitabschnitt so war, den der Linedance schon hinter sich hat. Die ersten Linedances, ja das erste Jahrzehnt im Linedance war fast vollständig zu Pop und Rock 'n Roll Musik. Ja, es gab auch ein wenig Country, aber das Allermeiste war Pop & Rock. In den 80ern war Linedance keine Country Angelegenheit.
Das war es auch bis in die frühen 90er nicht. Mit "Achy Breaky Heart" wurde Linedance dann gleichbedeutend mit Country Music. Dieser Einfluß dauerte eine ganze Weile, verringerte sich aber deutlich seit Ende der 90er Jahre - dies setzt sich bis heute fort und Country hat in einigen Ländern schon jeden Einfluss verloren. Ich vermute, dass in einiger Zeit (vielleicht sogar schon bald) Linedance zu jedweder Musik getanzt werden wird, die in der Gegend gerade in ist. In Großbritannien regieren Pop und Rock, also ist Linedance dort Pop & Rock. In den USA regiert Country neben starken Einflüssen von Rock & Pop, also wird Linedance dort seinen Country Charakter mehrheitlich bewahren. Hier in Australien gibt es Country Music nur im Randbereich, genau wie in England, aber Linedance hält sich ausgerechnet dort, wo die Country Music zuhause ist. Aus diesem Grund scheint Linedance hierzulande auf einem Mittelweg zwischen den USA und England zu sein - keine Richtung dominiert und wenn man die großen Städte verlässt, kriegt Linedance ein ländliches Aroma (genau wie die Klamotten der Leute).
Der divergierende Musikgeschmack wird, mit der Zeit, zu größeren Unterschieden im Tanzen zwischen den Regionen führen. Linedance scheint sich heutzutage wieder entsprechend seiner diversen Wurzeln aufzufächern. Im Vereinigten Königreich and Europa, geht's zurück in die Disko Tage: Pop, Dance, Hip Hop usw. - anstrengende, sportliche Tänze. In den Vereinigten Staaten, behält die Country Tradition ihre Kraft und es gibt den Trend zu einfacheren Tänzen zu Country Music. Wird man, in der Zukunft, beide Tanzarten noch Linedance nennen? Wie weit werden sie sich auseinanderentwickeln? Werden sie ähnlich genug bleiben um sie unter dem Namen 'Linedance' zusammen zu fassen? Werden gar ganz neue Tanzformen geboren werden, mit neuem Namen (viellieichzt in England)? Wer weiß. Wie immer wird das erst die Zeit zeigen.
Was ist mit Linedance und dem Countryimage? Der übliche Eindruck ist , daß Linedance zu Country gehört. Für den durchschnittlichen Nicht-Linedancer wird Linedance von Leuten in Cowboyklamotten getanzt die zu alten Countryklassikern wie Slim Dusty (Australien) oder Merle Haggard (USA) herumshufflen. Einige glauben Dank Film und Fernsehen das Linedance zu "Yeehaa"-Musik in Honky Tonks getanzt wird, wiederum in Cowboyklamotten . Während sich tatsächlich einige Linedancer westernstyled kleiden (Ich z.B.) und obwohl es viele Linedances gibt die in der Tat zu Musik im Stile von Haggard und Co oder Honky Tonk Musik getanzt werden, weiß jeder Linedancer, daß dies wirklich nur ein Teil der Linedanceszene ist. Warum sehen nicht Linedancer uns derart? Fast sicher war es in erster Linie "Urban Cowboy" in den 80igern und vor allen Dingen "Achy Breaky Heart" 1982, die Linedance öffentlich bekannt gemacht haben. Dies hat Linedance zwar zu Popularität verholfen aber gleichzeitig die öffentliche Wahrnehmung zementiert, wie sie noch heute ist. Für Nicht-Linedancer tanzen wir immernoch Achy Breaky Heart etc.. Linedancer tragen immernoch Hut, Stiefel und tanzen nur zu Countrymusik. Wenn Madonna oder Kylie Linedance benutzen würden um einen ihrer Hits zu vermarkten, wie es Billy Ray Cyrus damals tat, dann würde die öffentliche Wahrnehmung sich vielleicht vom Countryimage abwenden. Obwohl mir persönlich die Idee, das Linedance von Kylie oder der öffentlichen Meinung bestimmt wird nicht gerade schmeckt.
Mit den Vergehen des "Achy Breaky Heart"-Faktors hat sich ja nicht nur die Musik geändert, sondern auch das Outfit. In den 80ern war Linedance viel zu neu um eine eigene "Kleiderordnung" zu haben. Während des Booms in den 90ern wurde es aber üblich Westernkleidung zu tragen. Wohin man ging fand man Westerhemden, Buckles, Cowboystiefel, Hüte und Fransen. Dieser Trend ist heute in vielen Weltgegenden ausgestorben, obwohl es das in ländlichen Gegenden schon noch gibt. Sogar in den großen Städten findet man ab und an noch Hut und Stiefel obwohl die Jazzsneakers überall auf dem Vormarsch sind. Falls sie sich fragen .....- ich gehöre zur "Hut und Stiefel"-Truppe.
Was den beliebten Mythos betrifft, Linedance käme aus dem "Wilden Westen" des 19ten Jahrhunderts, das ist halt nichts als ein Mythos. Die Weißen dieser Zeit haben getanzt - manche jedenfalls (gerade so wie heute). Einige Schritte würden Linedancern von heute sogar bekannt vorkommen, aber das sind halt Schritte, die allen Tanzformen aller Zeiten gemeinsam sind. Es ist eine Tatsache, das was im Wilden Westen dem Linedance noch am ähnlichsten war, waren die Tänze der Indianer!
Eine andere Entwicklung die man beobachtet ist, dass neue Tänze immer schwieriger werden. Tänze die vor 5 - 10 Jahren als "Advenced" bezeichnet worden wären gelten heutzutage allenfalls noch als noch als "Intermediated". Jedes Jahr kann man sehen wie die anspruchsvolleren Tänze an Komplexität und Schwierigkeit zunehmen. Tänze von denen es noch vor ein paar Jahr hieß, sie seien nur für Turniertänzer machbar sieht man heute auf jedem Tanzboden. Tatsächlich haben es viele Ex-Wettkampftänze ins allgemeine Repertoire gebracht. Diese Entwicklung wird in England und Australien besonders deutlich und geht mit einem Bündel an Vor- und Nachteilen einher. Der eindeutigste Vorteil ist, dass das eine fortgesetzte Herausforderung für die fortgeschritteneren und experimentierfreudigeren Tänzer bedeutet. Ein fortgesetztes Wachstum - und Wachstum ist insgesamt Voraussetzung für das weitere Überleben. Mit dem Anstieg der Schwierigkeit wird Linedance immer professioneller. Natürlich nur im Hinblick auf sein Erscheinungsbild nicht im Hinblick auf Bezahlung. Der Vorteil an der Sache ist, je professioneller eine Tanzform wird um so besser kann sie sich halten. Die Kehrseite ist, dass es für Anfänger immer schwerer wird mitzukommen (so ergeht es übrigens auch Tänzern die nicht herausgefordert werden wollen) und Leute die überhaupt erst einsteigen wird es noch schwerer fallen. Das alles unterstreicht die Notwendigkeit echte Anfängerkurse durchzuführen und sich auch um diese Tänzer zu kümmern - schließlich erwachsen aus diesen Reihen später die erfahreneren Tänzer.
Solange die Choreographen immer schwierigere Tänze schreiben und die Tänzer
immer noch raffiniertere Tänze verlangen wird diese Polarisierung weitergehen.
Man fragt sich ob dies irgendwann zu zwei verschiedenen Linedance-Lagern führt -
die Anfänger/Partytänzer, die nur Oldies und ein paar neue Anfängertänze tanzen
und die "Hardcorefans", die dann schon eher Vorführungs- oder Bühnentänzer
wären? Diese Polarisation prägt auch das Bild in anderen Tanzformen wie
Standard/Latein, Ballett, Stepptanz, Tango etc.. Unzweifelhaft ist Linedance auf
dem gleichen Wege. Man sieht das schon heute am wachsenden Unterschied
zwischen Linedance als Freizeitbeschäftigung und Linedance als Turniersport. In
den 90ern waren Wettkampftänze noch dasselbe wie Freizeittänze - halt nur
ein wenig besser. Heute gibt es eine riesen Unterschied, nicht so sehr in den
Tanzschritten sondern im Vortrag. Turniertanz ist, in einem Wort, professionell
geworden. Das hat Linedance den Respekt verschafft, den es früher nicht hatte,
dafür wird aber Turniertanz immer uninteressanter für die Freizeittänzer.
Datum | Ereignis | Tänze |
Frühzeit | Volkstänze | Volkstänze (Längsrichtung) |
um 1600 | Country Dances - England | |
19.Jhdt | Square Dance & Contra Dances - USA | |
Ende 19.Jhdt | Country & Western Dance - USA | |
19.Jhdt | Ballett - Broadway USA | |
1940-1960er | Contra Dance fängt an Vorläufer des modernen Line Dance zu entwickeln | The Stroll (1940er) |
1960er | Cntra-Linedances werden hip | Hully Gully, Mashed Potatoes |
1970er | Disko "Line Dances" | Bus Stop, Nut Bush |
1980 | Erste 'anerkannte' Linedances | Tush Push, Four Corners |
1981 | Oak Ridge Boys bringen "Fancy Free" heraus | Elvira |
frühe 1980er | Urban Cowboy - Beginn des Country Einflusses | Cotton-Eyed Joe, Two Step |
Ende 1980er-1992 | Rock 'n Roll & Pop dominiert Linedance | Copperhead Road, Cruisin', Electric Slide, Mustang Sally |
1992 | Achy Breaky Heart - Linedancing und Country Musik werden als Einheit gesehen | Achy Breaky Heart |
Mitte 1990er | Sintflut von Country Linedances | Waltz Across Texas, Linda Lu, Hot Tamales, Midnight Waltz, Dance Ranch Romp, Cowgirl's Twist, Smokey Places etc. etc.! |
1994-1999 | Entwicklung weg von Country Music setzt ein | 13 MWZ, Cha Cha Lengua, Hey Bruce, Coastin', Quando When Quando, Red Hot Salsa, Funky Town etc. etc. |
2000's | Linedance ist ein Mix von Musikstilen |
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